Die politische Landschaft in Deutschland hat sich mit der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag entscheidend gewandelt. Jetzt bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die neue Regierung auf die Apothekenbranche haben wird. Ein erster wichtiger Impuls dazu kam bereits am Samstag, den 22. Februar, auf dem 17. Zukunftskongress Öffentliche Apotheke in Bonn. Hier wurden nicht nur Forderungen an die künftige Regierung formuliert, sondern auch Strategien für die Zukunft der Apothekenlandschaft diskutiert. Besonders spannend war zudem der Tag nach der Wahl, an dem zentrale Akteure der Branche ihre Einschätzungen zu den Ergebnissen abgaben. Wir haben das wichtigste daraus hier für euch zusammengefasst. 👇
Zukunftskongress Öffentliche Apotheke: Klare Forderungen an die Politik 🏥
Der 17. Zukunftskongress Öffentliche Apotheke versammelte mehr als 300 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens im ehemaligen Bundestag in Bonn. Neben Apothekerinnen und Ärztinnen waren auch Vertreterinnen der Krankenkassen, der Arzneimittelindustrie und Patientenorganisationen anwesend. Die zentrale Botschaft war klar: Die Apotheken brauchen dringend eine finanzielle Stärkung und eine Anpassung der seit zehn Jahren unveränderten Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV).
Thomas Preis: „Wir haben keine Wünsche, sondern klare Forderungen“ 💬🗣️
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, machte unmissverständlich deutlich, dass es höchste Zeit für eine Honorarerhöhung für Apotheken ist. Während die Kosten in Apotheken in den letzten zehn Jahren um rund 60 % gestiegen sind, blieben die Honorare seit 2013 unverändert und wurden zeitweise sogar gesenkt. Preis fordert daher ein Sofortprogramm zur finanziellen Verbesserung direkt nach der Wahl. Besonders bemerkenswert: In den Wahlprogrammen aller Parteien wurden Apothekenthemen aufgenommen, und es gab konkrete Zusagen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Zudem forderte Preis, dass Krankenkassen und Politik eigene Einsparpotenziale ausschöpfen, anstatt die Apotheken weiter zu belasten. Laut seinen Berechnungen könnten über 10 Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden, wenn versicherungsfremde Leistungen nicht mehr aus Beitragsmitteln finanziert würden.
Neben den Forderungen machte Preis jedoch auch klar, dass die Apothekerschaft bereit ist, aktiv an einer zukunftsfähigen Transformation mitzuwirken. Die ABDA arbeitet derzeit an einem erweiterten Zukunftskonzept für die öffentliche Apotheke, das pünktlich zur Regierungsbildung vorgestellt werden soll.
Matthias Heidmeier: „Entscheidende gesundheitspolitische Impulse kommen aus NRW“💡
Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, betonte die zentrale Rolle der Apotheken als erste Anlaufstelle im Gesundheitswesen. Er sprach sich klar für inhabergeführte Apotheken aus und wies darauf hin, dass ihre Struktur während der Pandemie und in Zeiten von Lieferengpässen unverzichtbar war. Ein Schlüsselthema für die nächste Legislaturperiode sei eine bessere Steuerung der Patient*innen, um die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten.
Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands forderte Heidmeier zudem, dass Ressourcen besser verteilt und der Fachkräftemangel gezielt bekämpft werden müsse.
Prof. Dr. Armin Nassehi: „Apotheken als Vertrauensagenten brauchen entgegenkommende Bedingungen“ 💊
Der Soziologe und Ethikrat-Mitglied Prof. Dr. Armin Nassehi sprach in seinem Vortrag über die Notwendigkeit, das Subsidiaritätsprinzip neu zu denken. Apotheken seien „Vertrauensagenten“, die unter passenden Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung einnehmen könnten. Gleichzeitig mahnte er, dass sich Apotheken stärker mit der jüngeren Generation auseinandersetzen sollten, um ihre Relevanz langfristig zu sichern.
Mehr darüber kannst du hier nachlesen.
Die Apothekerschaft nach der Bundestagswahl: Was kommt jetzt?
Die Bundestagswahl ist entschieden – nun stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das Ergebnis auf die Gesundheitspolitik haben wird. Reformen sind überfällig, doch welche Partei setzt welche Akzente? Und wer übernimmt das Gesundheitsministerium?
Besonders spannend ist der Blick auf die Wahlergebnisse: Die SPD hat ihr historisch schlechtestes Ergebnis erzielt, während die Unionsparteien als stärkste Kraft hervorgegangen sind. Die AfD konnte deutlich zulegen, und einige bekannte Gesundheitspolitiker:innen haben ihr Mandat verloren. Die mögliche Neuauflage der Großen Koalition sorgt für Diskussionen darüber, wie sich die zukünftige Regierung aufstellen wird und welche Prioritäten sie in der Gesundheitspolitik setzen wird.
Im Livetalk von APOTHEKE LIVE wurden die Auswirkungen der Wahl auf das Gesundheitswesen intensiv analysiert. Dabei äußerten sich unter anderem Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes, Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes, und Abda-Präsident Thomas Preis zu den drängendsten Themen:
- Finanzielle Entlastung der Apotheken: Die neue Bundesregierung muss schnelle Lösungen liefern, um Apotheken wirtschaftlich zu entlasten. Dr. Kai Joachimsen betonte: „Wir haben keine Zeit zu verlieren, es brennt lichterloh.“
- Regulierung und Bürokratieabbau: Viele Akteure fordern eine einfachere und transparentere Gesetzgebung für Apotheken. Hier wurde deutlich, dass die Gesundheitsversorgung grundlegend neu gedacht werden muss.
- Stärkung der Vor-Ort-Apotheken: Die Apotheken spielen eine zentrale Rolle in der Patientenversorgung, doch sie stehen unter erheblichem Druck. Thomas Preis stellte klar: „Finger weg von den Apotheken.“
- Digitalisierung als Lösung: Die schleppende Umsetzung digitaler Prozesse sorgt für Frust, doch sie bleibt essenziell. Gerade die digitale Patientensteuerung könnte einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung der Praxen und Apotheken leisten.
Mit Blick auf die Bundestagswahl stellte Moderator Andreas Tröbitscher die Frage: „Wer soll neuer Gesundheitsminister werden?“ Stefan Preis antwortete darauf mit einer klaren Haltung:
„Wer Gesundheitsminister wird, ist uns im Grunde egal. Wichtig ist, dass der- oder diejenige engagiert ist. Wir werden unsere Punkte setzen, beispielsweise Pharmacy First. Auch wenn Karl Lauterbach wieder Gesundheitsminister wird, dann wisse er, was er an den Apotheken habe.“
Das Konzept Pharmacy First, das der Deutsche Apothekerverband (DAV) unterstützt, sieht vor, dass Apotheken eine stärkere Rolle in der Patientenversorgung übernehmen. Konkret bedeutet das: Bestimmte Behandlungen, die bislang ausschließlich in Arztpraxen erfolgen, könnten künftig direkt in Apotheken angeboten werden. Das entlastet Arztpraxen, verkürzt Wartezeiten für Patient:innen und stärkt die niederschwellige medizinische Versorgung vor Ort.
Preis machte deutlich, dass die Apothekerschaft sich aktiv in die gesundheitspolitische Debatte einbringen werde – unabhängig davon, wer das Amt des Gesundheitsministers übernimmt.
Eine genauere Zusammenfassung des Livetalks findest du hier.
Während die politische Debatte weiterläuft, steht fest: Die Apotheken können nicht auf Entscheidungen warten, sondern müssen aktiv an Lösungen mitarbeiten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die neue Regierung auf die Herausforderungen der Branche reagiert. Klar ist jedoch, dass die Apothekerschaft mit Nachdruck ihre Forderungen vertreten muss – für eine sichere, zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Deutschland. 📈🏥

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