Kaum lief Harry Styles beim Berlin-Marathon über die Ziellinie, wusste gefühlt die halbe Republik Bescheid. Ein Popstar läuft ein Rennen – und alle reden mit. Doch während sich solche Schlagzeilen in Windeseile verbreiten, bleibt ein Thema, das uns alle betrifft, erschreckend unsichtbar: die elektronische Patientenakte (ePA), die ab dem 1. Oktober 2025, verpflichtend in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken eingeführt wird.
Die Realität: Bei einem der größten Digitalisierungsschritte im deutschen Gesundheitswesen wissen viele Patient:innen nicht einmal, dass sie bereits eine ePA besitzen. Hier zeigt sich ein altbekanntes Muster: Wir reden ständig über technische Hürden – aber das eigentliche Problem ist die fehlende Kommunikation.
Worum geht es? 🤔
Ab dem 1. Oktober 2025 ist es soweit: Die elektronische Patientenakte (ePA) wird verpflichtend für Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken eingeführt. Für Patient:innen bleibt sie freiwillig – aber die medizinischen Einrichtungen sind ab jetzt dazu verpflichtet, relevante Dokumente in die ePA einzutragen. Dazu gehören u. a. Arztbriefe, Laborwerte, Befunde oder Medikationspläne.
Das Ziel: ein einheitlicher, digitaler Speicherort für Gesundheitsdaten, damit Informationen im Versorgungsprozess nicht mehr verloren gehen oder mehrfach erhoben werden müssen. Klingt nach einem großen Schritt für die Digitalisierung des Gesundheitswesens – und ist es auch. Aber wie so oft stellt sich die Frage: Wissen Patient:innen überhaupt, was das für sie bedeutet?
Die ePA für Patient:innen 🪪
Die wichtigste Info gleich vorweg: Rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte haben bereits seit Januar 2025 automatisch eine ePA von ihrer Krankenkasse bekommen – die meisten, ohne es überhaupt zu bemerken.
Der Zugang erfolgt über die App der Krankenkasse, in der Versicherte ihre Daten einsehen und die Zugriffsrechte verwalten können. Sie entscheiden, wer wie lange Zugriff hat – ob für 90 Tage nach dem Einlesen der Gesundheitskarte oder für einen individuell gewählten Zeitraum. Jeder Zugriff wird protokolliert und ist für die Versicherten einsehbar.
Doch schon hier zeigt sich das Kommunikationsproblem: Viele wissen weder, dass sie eine ePA haben, noch, wie sie diese nutzen sollen. Laut aktuellen Umfragen fühlen sich 54 % der Menschen weniger gut oder gar nicht informiert, während nur 45 % angeben, ausreichend informiert zu sein.
Was ändert sich beim Besuch in der Apotheke? 👩⚕️
Auch Apotheken sind ab dem 1. Oktober verpflichtet, die ePA einzusetzen. Mit Einverständnis der Patient:innen – etwa durch das Stecken der Gesundheitskarte oder eine digitale Freigabe – erhalten Apotheken drei Tage Zugriff auf bestimmte Inhalte, vor allem:
- die Medikationsliste, also alle Medikamente, die über ein E-Rezept verordnet und tatsächlich abgegeben wurden,
- die elektronische Impfdokumentation.
Das eröffnet große Chancen:
✅ Mehr Arzneimitteltherapiesicherheit durch die schnelle Prüfung von Wechselwirkungen und Doppelverordnungen,
✅ bessere Beratung insbesondere bei chronisch kranken oder multimorbiden Patient:innen,
✅ weniger Zettelwirtschaft – Medikamentenpläne müssen nicht mehr manuell mitgebracht werden.
Für Patient:innen bedeutet das: mehr Komfort, mehr Sicherheit und eine Beratung, die auf einem aktuellen, digitalen Gesamtbild basiert. Doch auch hier wieder der Knackpunkt: Wissen Patient:innen davon überhaupt? Die Befragung zeigt, dass 84 % der Menschen mit einem Arztbesuch 2025 bisher noch nie auf die ePA angesprochen wurden.
Mehr dazu kannst du hier nachlesen.
Kritik: Pflicht ohne Begeisterung? 🤔
Trotz fünfmonatiger Testphase spielt die ePA bislang kaum eine Rolle im Praxisalltag.
- Das Frankfurter Uniklinikum bezeichnete sie als „kaum relevant“.
- Die Kassenärztliche Vereinigung sprach von „bestenfalls nutzlos“.
Und auch Patient:innen selbst sehen oft (noch) keinen Nutzen – schlicht, weil niemand ihnen erklärt hat, welchen Mehrwert die ePA für sie haben kann. Oft wird über die ePA diskutiert, als wäre das Hauptproblem die Technik: Server, Schnittstellen, Datenschutz. Doch das eigentliche Hindernis liegt woanders: in der fehlenden, zielgruppengerechten Aufklärung.
Wenn Patient:innen nicht wissen, dass sie eine ePA haben, oder nicht verstehen, wie sie diese nutzen können, verpufft der Nutzen. Die Folgen:
- Geringe Akzeptanz, weil Vorteile nicht klar sind.
- Verunsicherung, weil unklar ist, wer worauf zugreifen darf.
- Stillstand, weil digitale Angebote nicht genutzt werden.
Dabei ist das Interesse groß: Laut Forsa-Umfrage möchten 88 % der gesetzlich Versicherten künftig ihre Gesundheitsdaten digital einsehen. Doch sie wissen nicht, wie.
Woher soll das Wissen kommen?
92 % der Befragten sehen hier die Krankenkassen in der Pflicht, 75 % das Gesundheitsministerium, 71 % die Arztpraxen. Und vor allem jüngere Menschen wünschen sich mehr Aufklärung über Medien und digitale Kanäle.
Mehr Infos darüber findest du hier und hier.
📱 Kommunikation für jede Generation
Besonders auffällig ist der Generationenunterschied:
- Ältere Menschen fühlen sich häufiger gut informiert (52 % der über 60-Jährigen).
- Jüngere Generationen fühlen sich am schlechtesten informiert – und wünschen sich Infos über digitale Kanäle wie Social Media, kurze Videos oder digitale Medien.
Hier zeigt sich ein Paradox: Dieselbe Generation, die sofort weiß, dass Harry Styles einen Marathon gelaufen ist, weiß kaum etwas über die ePA – ein Thema, das ihre eigene Gesundheitsversorgung betrifft.
Wenn wir wollen, dass die ePA wirklich ankommt, braucht es keine trockenen PDF-Broschüren, sondern eine Kommunikationsstrategie, die Menschen dort erreicht, wo sie sind.
Unser Fazit:
Die Einführung der ePA ist ein wichtiger Meilenstein – für Apotheken, Ärzt:innen und vor allem für Patient:innen. Sie kann Beratung verbessern, Sicherheit erhöhen und Abläufe vereinfachen.
Aber: Solange die Kommunikation nicht mitzieht, bleibt sie für viele ein blinder Fleck. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen braucht nicht nur gute Technik, sondern auch klare, moderne und generationengerechte Kommunikation.
💭 Habt ihr euch schon mit der ePA auseinandergesetzt? Nutzt ihr sie aktiv – oder ist das Thema bisher an euch vorbeigegangen?

Danke für eure Aufmerksamkeit! 🤩 Schaut für weitere Einblicke und Lösungen zur Optimierung eurer Lieferprozesse in der Apotheke auf unserer Website vorbei! Bis zum nächsten Mal! 👋


